Eine liquide Gin-Weltreise

Gin ist für mich historisch wie persönlich mit Reisen verbunden. Meinen ersten GT (Gin Tonic) habe ich vor mehr als 20 Jahren auf einer meiner Spirituosen-Reisen mit dem Bar-Experten Franz Brandl getrunken. In St. Moritz, es war das Jahr nach der Jahrtausendwende. Wir enterten die erste Bar, und mussten noch zweimal Geld am Automaten ziehen, weil der Stoff on „top of the world“ (wie der Rezeptionist beim Einchecken den kleinen aber feinen Ort liebevoll nannte) dreimal so teuer war wie in dem unteren Teil der Welt. Darauf folgte für mich ein Jahr der totalen GT Enthaltsamkeit, in der heutigen Omnipräsenz von Gin kaum vorstellbar. Meinen zweiten GT trank ich, ziemlich genau ein Jahr später – wieder mit Franz Brandl – in der Bar an Bord eines namhaften Kreuzfahrtschiffs. Wir hatten damals eine unglaubliche Auswahl: zwei Gin-Marken an der Bar!

Heute leben wir hingegen im Überfluss. Und das betrifft aktuell im Spirituosen-Regal besonders das Gin-Angebot. Denn heute kann fast jeder mit Zugriff auf ein Designprogramm und einen Abfüllbetrieb problemlos seinen eigenen Gin produzieren. Als Ergebnis findet man heute zahlreiche Gins, die vielerorts klassische Souvenirs ablösen.

Gin ist die international meistgenutzte Spirituose für Cocktails und Mixgetränke und zahlreiche Mix-Klassiker haben ihn als Basis. Seine Geschichte beginnt in England, sein Ursprung liegt jedoch im holländischen Genever. Dieses, mit Wacholderbeeren gewürzte Korndestillat, war der direkte Vorläufer des heutigen Gins und von „Genievre“ (franz. für Wacholder) leitete sich später die Bezeichnung Gin ab.

Ein Meilenstein in der Geschichte des Gins war die Erfindung von Aeneas Coffey im Jahre 1830 mit der die Herstellung sehr reinen Alkohols möglich wurde. Sein völlig neuer Destillier-Apparat ist das Vorläufer­- Modell der heute verwendeten Destillier-Anlagen.

Für Gin wird heute meist Agraralkohol aus Getreide verwendet. Dieser Basis-Alkohol wird zusammen mit Wacholderbeeren und vielerlei Gewürzen wie Anis, Angelika, Fenchel, Kalmus, Kardamom, Koriander, Lavendel, Zimt und Citrus-Fruchtschalen noch einmal destilliert. Die Kombination der zugesetzten, sogenannten Botanicals, sind das gehütete Geheimnis der Hersteller und sie verleihen dem Gin sein Aroma. Neben der Hauptzutat, dem Wacholder, werden meist etwa acht bis zwölf aromatische Zutaten zugefügt. Die Spirituosenverordnung differenziert zwischen Gin, destilliertem Gin und London Dry Gin. Wichtig ist, dass der Wacholder geschmacksbestimmend ist, und der Gin mindestens 37,5 vol: % Alkohol enthält, sonst darf er nicht Gin genannt werden.

Der relativ ruhige Gin-Markt beschränkte sich bis zum Ende des letzten Jahrhunderts auf die wenigen großen englischen und auf einige internationalen Marken. Erst nach der Jahrtausendwende explodierte der Gin-Markt und man schätzt, dass es inzwischen weit über tausend Marken gibt, viele stammen von Klein- und Kleinstdestillerien.

Deutschland führt mit Gin-Neuentwicklungen den Markt Europa mit als einer der Motoren an. Die zahlreichen Bars, die in dieser Form als Gastronomiebetrieb im sonstigen Europa nicht so oft zu finden sind, beschleunigten diese Entwicklung.

Die großen Destillerien Englands stehen historisch für Gin und die Destillerien Schottlands für Whisky. Da Gin jedoch ist von jeder Region unabhängig ist und grundsätzlich überall hergestellt werden kann, und Whisky-Destillerien über alles verfügen was zur Gin-Herstellung benötigt wird, lag es nahe, dass man sich auch in Schottland aufgrund des Booms der Kategorie mit der Gin-Herstellung befasste.

Warum haben wir gleich mehrere Gins aus Spanien dabei? Spanien ist ein Gin-Tonic-Land. Nicht nur der im Land lebende Brite sorgt für einen hohen Verbrauch, auch der der Spanier und die Landesurlauber aus Deutschland und allen anderen Ländern lieben den zum Klima gut passenden Gin & Tonic, Spanien steht auch vielleicht deshalb mit ganz vorne an der Gin-Verbrauchs-Weltspitze.

Nachfolgend unser Katalog als PDF zum reinklicken !

Cheers und viel Spaß bei unserer kleinen, flüssigen Weltreise.

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